Biodiversitäts- und Artenschutzoffensive im Naturpark Südsteiermark
Die dramatische Entwicklung des Aussterbens von Arten (pro Jahr 25.000 weltweit) ist auch in Österreich ein zentrales Thema. Um in der Region Südsteiermark konkrete Maßnahmen im Naturschutz umzusetzen, muss eine Biodiversitäts- und Artenschutzoffensive im Naturpark durchgeführt werden. Das geplante Biodiversitätsmanagement fungiert als Drehscheibe für Naturschutzprojekte gemeinsam mit den Stakeholdern in der Region. Konkret werden in den zwei Jahren Projektlaufzeit fünf Arbeitspakete (AP1: „Aktiv für die biologische Vielfalt“ – Biodiversitäts-Infopoint; AP2: „Wildtier Haselmaus“ – Artenschutz Kleinsäuger, AP3: „„Lebensraum Südsteiermark“ – Aufwertung von gefährdeten Habitaten; AP4: „Ordentlich schlampert“ – Biodiversitätserhalt durch extensive Flächen; AP5: „Aliens auf der Speisekarte“ – Aufklärung und Maßnahmen gegen invasive Neobiota) in der Fläche zur Stärkung der Biodiversität durchgeführt. Neben Projekten zum Artenschutz/Kulturlandschaftsschutz oder Klimawandel wird auch der zukünftige Umgang mit invasiven Neobiota, die in der Südsteiermark an verschiedenen Stellen bereits große Probleme verursachen (z.B. in geschützten Aulandschaften) immer wichtiger.
G`schlampert Ordentlich
Spät gemähte Wiesen, unaufgeräumte Gartenecken, alte Heustadln wirken für die meisten Menschen g´schlampert. Aus Sicht der Tiere sind das aber ordentliche Lebensräume mit reich gedecktem Tisch. Unsere Kulturlandschaft braucht diese ordentlich g´schlamperten Ecken. Weniger zammgräumt bedeutet mehr Biodiversität und Artenvielfalt! Aus diesem Grund wird unsere Gemeinde, in enger Zusammenarbeit mit dem Naturpark Südsteiermark, in den nächsten Wochen einige solcher Ecken mit Informationstafeln ausstatten, um auf die Wichtigkeit dieser Lebensräume hinzuweisen.
Hier ein kleiner Vorgeschmack auf eines der Tiere die von diesen Lebensräumen profitieren:
Nördlicher Weißbrustigel (Erinaceus roumanicus)
Der in der Steiermark dominierende Weißbrustigel (außerdem in Ö.: Braunbrustigel) ist ein Kulturfolger und tritt häufiger in Kulturlandschaften als in natürlichen Umgebungen auf, daher bewohnt er hauptsächlich Ackerland, Parks und Gärten. Er jagt in der Nacht und braucht daher für den Tag einen Unterschlupf. Eine dichte Hecke, Asthäufen oder ein Komposthaufen kann den Stachelritter beherbergen. Da er, neben Würmern und Tausendfüßlern, gerne auch Schnecken und andere Schädlinge vertilgt, trägt er zu einem ausgewogenen Gartenleben bei.
Gemeiner Ohrwurm (Forficula auricularia)
Sein schlechter Ruf (Ohrenschlüpfer) ist auf seine schlüpfrige Gestalt und seine Hinterleibs-Anhänge zurückzuführen. Diese sind zu einer Zange umfunktioniert und dienen lediglich zur Verteidigung. Als Allesfresser ist der Ohrwurm wegen der Vertilgung von Blattläusen, Blattsaugern sowie Raupen und besonders der Blutlaus eigentlich ein verkannter Gartennützling. Nur bei Massenauftreten kann an Weichobst und Wein Schaden auftreten. Er ist nachaktiv, lichtscheu und fühlt sich an feucht-warmen Orten wohl. Daher ist er oft unter Brettern, Steinen, in Laubhäufen und Mauerspalten anzufinden.
Stieglitz (Carduelis carduelis)
Distelfink lautet ein anderer Name dieses bunten Gesellen. Das deutet einerseits auf die Zugehörigkeit zur Familie der Finken hin und andererseits gibt es Aufschluss über seine Nahrung, vornehmlich sind das Samen verschiedener Blütenpflanzen, Gräser und Bäume. Damit er diese aber verspeisen kann, braucht es spät gemähte Wiesen und unaufgeräumte Ecken in denen samentragende Pflanzen auch über den Winter stehen bleiben dürfen. Solche Flecken gibt es aber leider in unserer Kulturlandschaft immer seltener.
Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)
Dieser Winzling (ca. 7g leicht) unter den Fledermäusen passt mit zusammengefalteten Flügeln ohne weiteres in eine Streichholzschachtel. Ihr Quartier schlägt sie meist in alten Gebäuden (spaltenförmige Verstecke) auf, dadurch liegt Ihr Hauptlebensraum zumeist in Siedlungen und in deren direkter Umgebung wo sie zu jagen pflegt. Obwohl die Zwergfledermaus sehr anpassungsfähig ist, findet man sie immer seltener. Grund ist der Mangel an Unterschlupfmöglichkeiten. Neue oder sanierte Gebäude bieten oftmals keine Verstecke mehr oder sind an allen Ecken verschlossen. Nistkästen können hier ein Ersatzquartier bieten.