Steckbrief – Kaisermantel (Argynnis paphia):
Bei einem Sommerspaziergang in unseren Wäldern können wir zwischen Mitte Juni bis in den September hinein noch recht häufig einen großen leuchtend orange gefärbten Falter beobachten, der als guter Flieger sogar die Baumwipfel erreichen kann. An Waldrändern, Waldwegen und besonders auf feuchten, blütenreichen Lichtungen oder staudenreichen Waldwiesen hält sich dieser Schmetterling besonders gern auf, denn hier findet er seine Hauptnahrung, weiße Doldenblütler und violette Blüten wie die von Wasserdost, Acker-Kratzdistel, Flockenblumen und Skabiosen.
Ohne Veilchen geht gar nix
Der Kaisermantel ist einer der größten (Flügelspannweite von 55-65 mm) Schmetterlinge Europas, zählt in Österreich jedoch zu den selteneren Arten. Die Leibspeise seiner Raupen sind Veilchen und das Mädesüß. Ohne sie könnten sich die Falter nicht entwickeln.
Das namensgebende Muster der Flügeloberseiten ist mit braunen Querbändern und Punkten überzogen. Die Unterseite seiner hinteren Flügel ist grünlich gefärbt und von silbrig-weißen Schrägstreifen durchzogen, weshalb der Falter in manchen Gegenden auch Silberstrich genannt wird.
Der Schmetterling zeigt ein interessantes Balzverhalten, das Männchen fliegt unter dem einem Ansitz zustrebenden Weibchen hindurch und gibt dabei aus seinen Duftschuppen einen Lockstoff ab. Diese Duftschuppen befinden sich auf dem Vorderflügel entlang der vier hinteren Längsstreifen. Das Weibchen wird durch den Duft des Männchens zur Paarung angeregt, landet und streckt dem Männchen den Hinterleib entgegen. Aus dem Hinterleib gibt das Weibchen ebenfalls einen Duftstoff ab und das ist dann das Signal zur Paarung für das Männchen. Oft erheben sich auch die in Paarung befindlichen Falter, wobei das Weibchen mit zusammengeklappten Flügeln vom Männchen getragen wird.
Eiablage in Spiralen
Eine weitere Besonderheit dieses Falters ist die Art der Eiablage im Mai. Die erfolgt nämlich nicht an der Futterpflanze, sondern in die Ritzen der Rinde von Baumstämmen, in deren Nähe sich jedoch die Futterpflanzen der Raupen befinden müssen. Das Weibchen umfliegt in Spiralen den unteren Bereich des Baumstammes und legt in regelmäßigen Abständen von einem halben bis zu einem Meter einzeln die Eier ab. Noch im Spätsommer schlüpfen aus den Eiern die schwärzlich-braunen mit zwei orangegelben Rückenstreifen gezeichneten Raupen, die sich ohne Nahrungsaufnahme zur Überwinterung verkriechen. Die nur 38 Millimeter langen Raupen tragen gelbbraune Dornen, wobei das erste nach vorn gerichtete Paar Dornen schwarz ist und einem Fühlerpaar gleicht. Mindestens bis zum März müssen die sehr trockenresistenten Raupen in ihrem Versteck aushalten, bevor sie Nahrung finden können. Einzige Futterpflanzen, an denen die Raupen nur nachts fressen – tagsüber verstecken sie sich unter Blättern – sind Veilchen und das Mädesüß. Gibt es keine Veilchen, können sich auch die Raupen des Kaisermantels nicht entwickeln. An dünnen Ästchen oder unter der Borke in Bodennähe verpuppen sich die Raupen des Kaisermantels. In einer braunen Stürzpuppe mit großen Höckern am Rücken und metallisch blauschillernden Glanzflecken vollzieht sich die Metamorphose, bis im Juni der prächtig gefärbte Falter schlüpft und für nur etwa 38 Tage durch unsere Wälder gaukelt.
Blütenreiche, giftfreie Lebensräume sind notwendig
Eine naturnahe Waldbewirtschaftung mit einer Förderung von lichten Stellen, auf denen die Futterpflanze der Raupen gedeihen kann, fördert auch den Falter. Blütenreiche besonnte Waldränder und Säume innerhalb des Waldes sorgen für ein reiches Nahrungsangebot für den Kaisermantel. Aber auch naturnahe Grabenränder und Feuchtwiesen, auf denen die Nektarpflanzen des Falters wachsen können, kommen dieser und vielen anderen Arten zugute. Damit der Kaisermantel nicht verschwindet, sollte auf Insektizide und Herbizide verzichtet werden.
Literaturquellen:
• Amt der Steiermärkischen Landesregierung FA 13C. (2007): Naturschutz in der Steiermark – Geschützte Tiere; Graz; 160 S.
• Bellmann, H. (2016): Der Kosmos Schmetterlingsführer. Stuttgart: Franckh Kosmos Verlag. 446 S.
• mecklenburg-vorpommern.nabu.de, Zugriff Juni 2017.